Straßenbahn

Das Übrige

Die Gotha-Gelenkwagen G4-59 bis G4-65

Einleitung

In der Regel fuhren in den Städten der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Gotha-Wagen mit Triebwagen und bis zu zwei Beiwagen. Für jeden dieser Wagen war ein Schaffner erforderlich. Das Aus- und Einsteigen musste beobachtet, Fahrgeld kassiert und das Abfahrsignal erteilt werden. Um die Personalkosten senken zu können, entwickelte der VEB Waggonbau Gotha einen Gelenkwagen. So konnte ein Schaffner eine größere Menge Fahrgäste abfertigen. In dem hinteren Teil des Wagens wurde ein fester Sitzplatz für den Schaffner installiert. Die Fahrgäste durften nur hinten einsteigen und konnten vorne oder in der Mitte aussteigen, auch Fahrgastfluss genannt.

Der Wagenkasten

Für den Bau dieser Gelenkwagen wurden die Wagenkästen des zur selben Zeit gebauten Typs T2 verwendet, dabei wurde je ein Perron weggelassen. Zwischen den Wagenenden ohne Perron wurde ein Mittelteil schwebend eingehängt, welches gegenüber dem Vorder- bzw. Hinterwagen in Gummigelenken gelagert ist. Oberhalb dieser Gelenke befinden sich Drehscheiben, die auf Kugelkränzen gelagert sind und bündig mit dem Wagenboden abschließen. Die Überbrückung der Wagenenden zum Mittelteil erfolgt mittels wasser- und staubdichter Faltenbälge. Die Gerippe der Wagenkästen wurden, wie beim Typ T2 auch, in geschweißter Stahlleichtbauweise ausgeführt.

Der vordere Wagenteil war mit einer einfachen Falttür ausgestattet. Das Mittelteil sowie der hintere Wagenteil waren mit jeweils einer doppelten Falttür ausgestattet.
Bei Wagen, die mit einem Schaffnersitz ausgeliefert wurden, befand sich dieser im hinteren Wagenteil neben der letzten Tür. Er wurde nach der Umstellung auf den schaffnerlosen Betrieb, ausgebaut und durch normale Sitze ersetzt. Die Wagen verfügten über 35 Sitzplätze, die allesamt aus Schaumgummipolster mit grünen Kunststoffbezügen bestanden. Die Belüftung der Fahrgasträume erfolgte über Klappfenster an den Seitenwänden und Ausstellfenster an den Stirnseiten. Der Fahrerstand war vom Fahrgastraum mit einer Trennwand versehen.

Bild: Gothawagen Typ G4-65

177 während einer Sonderfahrt am Hauptbahnhof.
Foto: Michael Dittrich, 13. Mai 2007

Das Fahrgestell

Die Fahrgestellrahmen beider Wagenkästen bestanden aus geschweißten Doppel-T-Trägern. Im Triebgestell (dem vordern Wagenteil) befanden sich die Fahrmotore, Bremsanlage und die Umformeranlage (600 V/24 V). Im Beiwagengestell (hinterer Wagenteil) befand sich die Bremsanlage mit Bremssolenoid und Schienenbremse.

Elektrische Ausrüstung

Als Fahrmotore kamen zwei Motore vom bewährten Typ EM 60/600 mit jeweils 60 kW, welche tatzengelagert an den Achsen sitzen, zur Anwendung. Die Brems- und Anfahrwiderstände wurden vor dem Stromabnehmer montiert. Als Fahrschalter diente ein Unterflurfahrschalter vom Typ STNfB4 mit einem Lenkrad vom Autotyp Wartburg als Schaltrad. Die Schienenbremsen der vorderen Wagenteile erhielten, wie später auch die hinteren Wagenteile, eine Schützensteuerung.

Als Beleuchtung kamen Anfangs parallel geschaltete Leuchtstofflampen zum Einsatz die später durch Glühlampen ersetzt wurden. Für die Hilfsstromkreise, wie der Türsteuerung, Beleuchtung usw., kam eine 24 V/70 Ah-Batteriesteuerung zum Einsatz. Diese wurde über den Umformer aufgeladen. Die ursprünglich für den Soloeinsatz gebauten Gelenkwagen wurden ab der Bauserie G4-65 mit einer automatischen Kupplung am Ende des Wagenkastens ausgerüstet. So konnte mit diesen Fahrzeugen ein Beiwagen mitgeführt werden. Dies wurde erforderlich nachdem sich herausstellte, dass die Solowagen dem Fahrgastandrang nicht immer gerecht wurden.

Wageneinsatz in Potsdam


Lieferjahr Bauserie Baujahr Wagennummer Bemerkungen
1961 G4-61 1961 161 - 162  
1963 G4-61 1963 163 - 164  
1964 G4-61 1964 165 - 167  
1965 G4-65 1965 168 - 170  
1967 G4-65 1961 171 - 180  
1984 G4-61 1963 181 ex Leipzig, kein Einsatz
1984 G4-61 1964 182 - 183 ex Leipzig, kein Einsatz
1984 G4-65 1965 184 - 185 ex Leipzig, kein Einsatz
1984 G4-65 1967 186 ex Leipzig

Alle Gelenkwagen des Typs G4 wurden nach Ihrer Ausmusterung, mit Ausnahme des als Museumswagen im Betrieb befindlichen Wagens 177, verschrottet oder an andere Betriebe abgegeben. Der Museumswagen kann beim Verkehrsbetrieb für Sonderfahrten angemietet werden.


Technische Daten:
Hersteller: VEB Waggonbau Gotha
Baujahre: 1961 - 1965
Lünge (G4-61): 21.658 mm
Lünge (G4-65): 21.705 mm
Höhe: 3.115 mm
Breite: 2.200 mm
Leermasse: 21,9 t
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Sitzplätze: 35

Autor:
Michael Dittrich

Quelle:
Nahverkehr Potsdam, Verlag Geramond, ISBN: 3-932785-03-7
www.gothawagen.de


Die Gotha-Einzelwagen Der KT4D-Prototyp