Straßenbahn

Das Übrige

Die Combino-Serienfahrzeuge

Die erfolgte Bestellung von 48 Combinos für Potsdam am 20. Dezember 1996 sorgte für Reaktionen gegen das Verkehrsunternehmen. So wurde dem Unternehmen vorgeworfen, nicht zur Erhaltung von Arbeitsplätzen im brandenburgischen Hennigsdorf beigetragen zu haben. Schadenersatzforderungen, angebliche Urkundenfälschungen, und unexakte Vertragstexte gehörten zu den von Combino-Gegnern vorgebrachten Vorwürfen. Im Mai 1997 aufgenommene Ermittlungen gegen fünf Mitarbeiter des Verkehrsunternehmens wurden Ende 1997 eingestellt, nach dem sich die Anklagepunkte als unhaltbar erwiesen.

Bestellt wurden fünfteilige Combino in Einrichtungsausführung. Wie auch der Prototyp bestand dieses Fahrzeug aus Modulen. Der erste Wagenteil besteht aus dem Kopfmodul mit angetriebenen Fahrwerk und einer einteiligen Einstiegstür. Der zweite Wagenteil ist ein Mittelmodul ohne Fahrwerk (Sänfte) mit zwei jeweils zweiteiligen Einstiegstüren. Der dritte Wagenteil besteht aus einem Mittelmodul mit antriebslosem Fahrwerk und dem Stromabnehmer auf dem Dach. Hier sind keine Einstiegstüren vorhanden. Der vierte Wagenteil ist wieder ein Mittelmodul ohne Fahrwerk mit zwei jeweils zweiteiligen Türen und am Schluss des Wagens befindet sich ein Heckmodul mit einer einteiligen Einstiegstür. Die aus Aluminium gebauten Wagenkästen wurden verschraubt, die Sandwich-Dächer verklebt. Die Geräte sind seitlich im geschweißten Untergestell angeordnet und dadurch leicht zugänglich. In den Fahrwerkmodulen übernimmt der Gerätecontainer die Funktion des Fahrzeugdachs. Angetrieben wird der Combino mit jeweils einem Zweirad-Drehstrom-Längsantrieb pro Fahrwerkseite.

Bild: 414 verlässt die Haltestelle Am Schragen. Aufgenommen am 15.10.2007

414 verlässt die Haltestelle Am Schragen.
Foto: Michael Dittrich, 15. Oktober 2007

Der erste Seriencombino wird am 22. Oktober 1998 mit einer spektakulären Präsentation am Nauener Tor vorgestellt. Dafür wurde das Tor mit einer Styroporwand "verschlossen" die vom Combino 401 durchbrochen wurde.
Angeliefert wurde der Combino 401, der auf den Namen Potsdam getauft wurde, bereits am 9. Oktober 1998. Er fuhr dann verhüllt durch das Netz um seine Einstellungs- und Einweisungsfahrten zu absolvieren. Bis zum Beginn der BUGA Potsdam im Jahre 2001 wurden 16 Combinos nach Potsdam geliefert. Aus finanziellen Gründen setzte man die weitere Abnahme der bestellten Wagen auf drei Jahre aus und wollte ab 2005 weitere Bahnen abnehmen.

Die Planungen wurden hinfällig, als am 12. März 2004 eine weltweite Rückrufaktion des Herstellers SIEMENS wegen aufgetretener Risse an den Wagenkästen. Dies betraf alle Fahrzeuge die eine Laufleistung von mehr als 120 000 Kilometern hatten. In Potsdam traf dies auf alle 16 Wagen zu. In Potsdam wurden sofort alle 16 Combino aus dem Verkehr gezogen und abgestellt. Erst nach einer eingehenden Prüfung und der Freigabe durch die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) erfolgte ab 7. Juni 2004 der Einsatz von fünf Fahrzeugen. Alle weiteren Combino wurden bis 8. Dezember 2004 wieder in Betrieb genommen. Der zwischen ViP und SIEMENS geschlossene Kaufvertrag wurde am 30. Juni 2004 im beiderseitigen Einvernehmen aufgehoben. Auf eine, zwischenzeitlich ins Gespräch gebrachte, Rückgabe der vorhandenen Combino verzichtete man bei der ViP jedoch und stimmte einer Sanierung der Fahrzeuge durch die Firma SIEMENS zu.


Technische Daten:
Hersteller: Siemens
Baujahr: 1998 - 2001
Länge: 30.520 mm
Höhe: 3.510 mm
Breite: 2.300 mm
Leermasse: 31 t
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h
Sitzplätze: 68
Stehplätze: 107

Autor:
Michael Dittrich

Quelle:
Infoflyer ViP Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH
Nahverkehr Potsdam, Verlag Geramond, ISBN: 3-932785-03-7
SIEMENS Transportation (Webseite leider nicht mehr vorhanden!)


Beschreibung des Combino Prototyp Die Sanierung der Combino