Straßenbahn

Das Übrige

Die ersten Fahrzeuge (Beiwagen)

Umgebaute Pferdebahnwagen

Ursprünglich waren zahlreiche Pferdebahnwagen für den Umbau zu Beiwagen für den elektrischen Betrieb vorgesehen. Tatsächlich wurden 1907 nur neun Pferdebahnwagen für den elektrischen Betrieb umgebaut, darunter auch fünf Kaiserwagen. Von der Firma Gottfried Lindner AG aus Ammendorf kamen die Fahrgestelle, die für den Umbau notwendigen Plattformen, die dazugehörigen Seitenwände, Dächer und die entsprechende Bremsausrüstung. Die Räder kamen direkt aus dem Hause Krupp. Der Umbau erfolgte in der neu eingerichteten Werkstatt in der Holzmarktstraße.

Der Fahrgasteinsatz endete kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sechs ehemalige Pferdebahnwagen wurden 1944 zu Loren umgebaut. Deren Wagenkästen sowie zwei komplette Wagen wurden im April 1945 als Barrikaden verwendet, sie wurden dabei vollständig zerstört. Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete man einige Untergestelle als Flachwagen zum Transport von Gleisjochen und andere Materialien.

Die erste Neubeschaffung

Zeitgleich mit der Aufnahme des elektrischen Betriebes 1907 wurden fünf in Ammendorf hergestellte Beiwagen beschafft, denen 1908 weitere zwei Beiwagen folgten. Zusätzlich zu den Beiwagen wurden 1907 zehn seitlich offene Sommerwagen beschafft. Diese wurden, wie die ersten Beiwagen auch, in Ammendorf gebaut. Diese Sommerwagen wurden bereits 1918 mit seitlichen Wänden versehen und so verschlossen.

Die Beiwagen wurden, wie auch die Triebwagen, zwischen 1927 und 1932 mit einer Glasplattform versehen. Die Sommerwagen wurden im April 1945 als Barrikaden verwendet. Wie auch die ehemaligen Pferdebahnwagen wurden diese Wagen schwer beschädigt. Einzelne Fahrgestelle konnten nach dem Zweiten Weltkrieg als Arbeitsfahrzeuge verwendet werden. Die Beiwagen aus dem Jahre 1907 wurden nicht, wie ihre Triebwagen, modernisiert, sondern bis 1958 ausgemustert.

Bild: Ein Blick auf den Alten Markt in den 1940er Jahren.

Ein Blick auf den Alten Markt in den 1940er Jahren.
Foto: unbekannt, Quelle: Stadt- und Landesbibliothek Potsdam, Sammlung Brandenburgica.

Die zweite Generation

Die zu den Triebwagen aus dem Jahre 1926 passenden Beiwagen wurden alle in Ammendorf hergestellt. Bis Ende des Jahres 1928 wurden insgesamt 17 solcher Beiwagen beschafft. Im Unterschied zu den Triebwagen, besaßen diese keine Fahrgestelle. Die Räder befanden sich in Radsatzhalter, die am Boden des Wagenkastens angebracht waren. Als Bremsen wurden von der Bergischen Stahlindustrie gebaute Scheibenzangenbremsen verwendet.

Einige Wagen wurden mit einer in der eigenen Werkstatt entwickelten Abreißbremse versehen. Dabei wurde ein Stahlseil mit einem Ende an der Rammbohle des Triebwagens befestigt, die andere Seite verband man mit dem Bremsgestänge.
Bei einer Zugtrennung wurde der festgelegte Zugkraftwert überschritten, was zu einem Riss des Seils an einer extra vorgesehenen Sollbruchstelle führte. Die Beiwagenbremse zog an und der Wagen blieb stehen. Das Seil wurde nach einem Abriss in der Bremsstellung festgestellt.

Den Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945 überstanden alle Beiwagen, bis auf einen der in der Holzmarktstraße stand und da völlig zerstört wurde. Sie konnten alle nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb genommen werden.

Zwischen 1952 und 1954 baute man die Beiwagen um. Dabei wurden die Türen zum Fahrgastraum versetzt. 1963 wurden auch an den Beiwagen die Türen auf der linken Seite verschlossen und so zum Einmannverkehr umgerüstet. 1967 erfolgte bereits die erste Ausmusterung, 1971 eine weitere. Der letzte Einsatz eines solchen Wagens erfolgte 1974. Erhalten geblieben ist keiner dieser Wagen.


Autor:
Michael Dittrich

Quellen:
Stadtverkehr Potsdam, GVE Verlag
Nahverkehr Potsdam, Verlag Geramond, ISBN: 3-932785-03-7


Die Fahrzeuge ab 1926 Fremdwagen aus Berlin